1981 - vor 38 Jahren verließen wir Kigali und machten uns auf in Richtung Deutschland, zurück in unsere Heimat.
Meine Eltern waren damals beim deutschen Entwicklungsdienst angestellt. Mein Zwillingsbruder Marcus und ich hatten die einmalige Gelegenheit unsere Teenagerzeit in Kigali zu verbringen.

Natürlich haben wir die Gelegenheit genutzt, dort zu übernachten, zumal es sehr zentral in der Nähe des berühmten Hotel Mille Colline (Hotel Ruanda) liegt. Wir tauchten ein in die afrikanische Mentalität, ließen uns vom Strom mit treiben und genossen die vielen neuen Eindrücke, die unsere Sinne streiften.

Wir - das sind meine Frau Nicole und unsere Töchter Medea und Jana. Dass ich mich nun endlich dazu entschließen konnte, meinen Traum wahr werden zu lassen, ist Kwizera e.V. zu verdanken. Insbesondere das Feldprojekt und mein Mitwirken bei Kwizera e.V. seit fünf Jahren, waren unschlagbare Argumente, diese Reise anzutreten. Aufgrund meines Agrar Studiums und einigen Aufenthalten in West-Afrika (Benin, Togo) liegt mir das Feldprojekt besonders am Herzen. Daher habe ich mich mit Charles, unserem Koordinator vor Ort, auch gleich zu den Feldern aufgemacht und diese in Augenschein genommen. Mit vielen Ideen im Gepäck gilt es nun, gemeinsam einen sinnvollen Anbauplan zu erstellen. Die Frauen, welche die Felder bewirtschaften, erhalten einen Mikrokredit. Bei erfolgreicher Ernte können sie diesen dann ablösen. Ganz nach unserem Motto: Hilfe zur Selbsthilfe!

Die mitgebrachten Nähmaschinen wurden von Nicole und unseren Töchtern mit den Näherinnen vom Projekt gleich mal ausprobiert. Nun wird mir erst bewusst, wie viel Arbeit auch schon in den kleinsten Handarbeiten steckt! Mit den neuen elektrischen Nähmaschinen, viel Geschick und Geduld meistern die Näherinnen auch die kniffligen Patchwork-Arbeiten. Aber auch die fußangetriebenen, älteren Nähmaschinen klackern im Takt. An den bunten Stoffen und den vielfältigen Mustern kann man sich kaum satt sehen. Die Frauen tragen mit einer Eleganz und einem Stolz die traditionelle Kleider, dass man gar sprachlos ist...

Wir bekamen als Familie das Vertrauen entgegengebracht, an einer Traumatherapie teilzunehmen. Wir alle werden diesen zutiefst emotionalen Vormittag niemals vergessen. Die grausamen Verbrechen, die während des Genozids an den Frauen verübt wurden, können nicht in Worte gefasst werden. Die Therapiesitzungen geben den Frauen Halt und Kraft. Es ist ein geschützter Raum, indem sie mit Ihren Erlebnissen nicht allein sind, sie können sich gegenseitig mitteilen - diese besondere Art der Verbundenheit zwischen den Frauen ist nahezu greifbar.

Immer wieder fasziniert uns die gewaltige Lebensfreude vieler Ruander, sie winken uns zu, lachen uns an und lassen uns an ihrem Leben teil haben. Immer wieder wünschen wir uns, Kinyaruanda verstehen zu können.

Uns fiel es schwer, das Projekt in Huyè zu verlassen, aber wir freuten uns auch darauf, noch mehr von diesem besonderen Land zu entdecken. Mit den öffentlichen Bussen fuhren wir weiter in Richtung Kivu-See. Wer schon mal in Afrika unterwegs war, weiß, was das für ein Abenteuer sein kann. In Ruanda gibt es nur sehr wenig befestigte Straßen, ständig geht es auf und ab, darum heißt Ruanda auch „Land der 1000 Hügel“ und so fühlt es sich dann auch in den kleinen Bussen an. Ruanda ist sehr grün und durch die kleinbäuerliche Struktur sehr intensiv bewirtschaftet. Es vergehen nur sehr wenige Kilometer ohne Menschen zu sehen, die schwere Lasten auf ihren Köpfen tragen oder diese mit ihren Fahrrädern die Hügel rauf und runter transportieren. Das ist dann doch sehr paradox, wenn wir in Deutschland nur um des Freizeitwillens so unterwegs sind und das meist ohne schwere Last oder gar mit dem eBike.

Wir wollen den Congo Nile Trail entlang des Kivu-Sees von Karongi bis Rubavu bewältigen. Unser Zeitmanagement hat uns dafür 4 Tage eingeräumt. Wir haben es uns etwas leichter gemacht und zeitweise das Boot, sowie Mototaxi verwendet. Zum Abschluss der Urlaubsreise sind wir mit einem geliehenen Geländewagen 3 Tage im Nationalpark Akagera gewesen. Es ist schon ein überwältigendes Erlebnis, Giraffen, Nilpferde, Büffel und sogar Elefanten aus nächster Nähe zu sehen.
Die Zeit in Ruanda ist wie im Flug vergangen. Jeder Tag war ein unvergessliches Abenteuer für sich, das wir nur jedem empfehlen können. Wir haben uns absolut sicher und wohl gefühlt und wurden überall mit einer unglaublichen Herzlichkeit empfangen. Für Aufenthalte in Huyé können wir die Zimmer im Projekthaus wirklich weiter empfehlen!

Murakoze cyane
Vielen Dank

  

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